Plattenfehler auf Wanderschaft
Seit es Briefmarken gibt und diese gesammelt werden, gehört das Registrieren und Sammeln von Beschädigungen ihrer Markenbilder unverzichtbar dazu. Dies mag nicht jedermanns Sache sein – gerade die Postgeschichtler unter den Kolonialsammlern sehen oft nur uninteressante „Fliegenschisse“; aber auch tolerante Sammler stehen den bis zu 1.000 Druckbildabweichungen (je MICHEL-Nr.!) der Krone/Adler-Serie, die mittlerweile von fast allen Werten in Handbüchern zusammengefasst vorliegen, oft etwas ratlos gegenüber. Dennoch gehört das Zusammentragen von Plattenfehlern zu den grundlegenden Methoden der philatelistischen Forschung.
Die Erforschung von Plattenfehlern erschöpft sich nun verständlicherweise nicht im Auffinden eines neuen, im MICHEL noch nicht verzeichneten Fehlers – was wäre damit auch an Erkenntnissen gewonnen? – sondern besteht im systematischen Zusammentragen von auch winzigsten Abweichungen im Druckbild (einschließlich ihrer ggf. vorkommenden Veränderungen). Diese Forschungsarbeiten waren und sind vor allem für die klassischen Briefmarkenausgaben von grundlegender Bedeutung, da hier oft genug keine kompletten Bogen oder Druckplatten mehr vorhanden sind und man ohne diese Bogenrekonstruktionen nicht einmal die Größe oder Zusammensetzung der Druckbogen kennen würde. Mit Hilfe von Druckbildabweichungen lassen sich aber nicht nur diese grundlegenden Angaben nachweisen, sondern auch – und hier sind wir wieder beim Beispiel der Krone/Adler-Serie – Änderungen im Aufbau der Druckplatten, Auswechselungen oder Umstellungen einzelner Klischeeblöcke bzw. - reihen, Überarbeitungen oder Reinigungen der Druckplatten.

Ohne weiter auf die verschiedenen, systematischen Unterscheidungen von Plattenfehlern – abhängig davon, in welcher Phase des Herstellungs- bzw. Druckprozesses die jeweiligen Abweichungen entstehen, unterscheidet man allgemein zwischen primären, sekundären und tertiären Plattenfehlern – oder deren Abgrenzung gegenüber Zufälligkeiten eingehen zu wollen, sollte klar geworden sein, dass derartige Definitionen und Diskussionen speziellen Handbüchern vorbehalten sein müssen. Eingang in den MICHEL sollten nach Ansicht des Autors nur solche Druckbildabweichungen finden, die erstens eindeutig ausgeprägt und klar erkennbar sind, zweitens eine gewisse „Dramatik“ mitbringen (Kratzer, Verformungen, Brüche/Risse in der Druckplatte oder „wachsende“ PF durch festgesetzte Fremdkörper etc.) und drittens im Idealfall als Beleg für Rückschlüsse auf den Herstellungsprozess dienen können. Die „sinnentleerte“ Katalog-Aufnahme jeglicher Abweichung im Markenbild führt dagegen nur zu einem Überfluss an Abweichungen und über kurz oder lang auch zu einem Überdruss bei der Mehrheit der Sammler!

Dass derartige Ansprüche bei der Neubearbeitung des Kolonialteils im MICHEL durch die systematischen Vorgaben des Schwaneberger Verlags nicht immer durchgesetzt werden konnten und nun sämtliche, bereits im Deutschen Reich katalogisierten Plattenfehler der Urmarken bei Nachweis aufgeführt werden, ist bereits dargelegt worden (RS 97, Oktober 2008).

Die genannten Ansprüche sollten aber gleichwohl für die „rein kolonialen“ Druckbildabweichungen gelten – wie zum Beispiel für den PF I der Schiffsausgabe „Linie unter rechter Wertangabe „40“ bzw. „80“ durch Fleck unterbrochen (Feld 27, 77)“. Dieser ist eindeutig ausgeprägt (links mit Nebenfehler) und klar erkennbar (Abb. 1). Wenn auch die „Dramatik“ durchaus etwas zu wünschen übrig lässt, so stellt dieser Plattenfehler doch einen idealtypischen Beleg dar, mit dessen Hilfe beispielsweise die Druckplattenzusammensetzung belegt werden kann.

Der Plattenfehler tritt im 100er-Bogen auf den Feldern 27 und 77 auf und zeigt sich – teilt man den Bogen in vier 25er-Einheiten – im jeweiligen Block immer auf dem gleichen Platz: in der jeweils dritten Reihe auf der zweiten Marke von links (Feld 12). Aus der Tatsache, dass es Einheiten mit und ohne Plattenfehler gibt, folgt, dass der Fehler nur in der Vervielfältigungsphase dieser 25er-Einheiten entstanden sein kann.
Dass der Plattenfehler einheitlich auf dem 40 Pf-Wert und lediglich im Falle von Togo auch auf der 80 Pf auftritt, ist ebenso bemerkenswert wie die Feststellung, dass der Plattenfehler nach bisherigen Beobachtungen nur auf den ersten Druckauflagen anzutreffen ist – so ist er beispielsweise auf der zweiten DOA-Ausgabe nicht bekannt. Dies könnte bedeuten, dass diese Rahmen-Platte nur eine beschränkte Zeit im Einsatz war oder dass die jeweiligen Klischeeblöcke nach einer Plattenrevision – also vor dem Druck der anderen Wertstufen – ausgetauscht wurden. Festzuhalten aber bleibt – als weiterer Rückschluss auf den Herstellungsprozess – dass der Druck der Rahmenzeichnung offensichtlich unabhängig von den Gebieten auf Vorrat angefertigt wurde.

Bei den Markwerten finden sich ebenfalls derartige „wandernde“ Plattenfehler, auch wenn es sich bei diesen Wertstufen genauer um Aufdruck-Plattenfehler handelt. Der einzige, wesentliche Unterschied zum Plattenfehler im Markenbild besteht in der Schwierigkeit – insbesondere bei den Markwerten – „echte“ Aufdruck-Abweichungen von Zufälligkeiten abzugrenzen. Letztere kommen durchaus häufiger vor – oft sogar in abenteuerlichen Ausbildungen (Abb. 2). Da es sich aber fast ausschließlich um Einzelstücke handelt, ist in aller Regel von Druckzufälligkeiten auszugehen: Eine vor dem Überdruck vorhandene Verschmutzung der Druckbögen durch Fett-, Öl- oder Gummireste scheint in diesen Fällen wahrscheinlicher. Die kleineren Abweichungen entstehen oft durch unvollständigen Ausdruck des (Buchdruck-)Überdrucks, der auf dem im Verhältnis zum Markenpapier höher liegenden (Tiefdruck-)Markenbild keinen richtigen „Halt“ findet (Abb. 3).

Die nachstehenden Ausführungen beschäftigen sich ausschließlich mit den „Wanderungen“ auf den Markwerten, da sie – im Gegensatz zu denen auf manchen Pfennigwerten wie zum Beispiel den MiNr. 28 I und II bzw. 40 I und II der Deutschen Post in der Türkei sowie den MiNr. 16 I bzw. 28 I von Deutsch-Südwestafrika – verschiedene Wertstufen betreffen.
Die „Retusche in der Wolke über dem Bug des Schiffes“, die bei mehreren Rupienwerten von Deutsch-Ostafrika auftritt, bleibt im vorliegenden Rahmen unberücksichtigt, da es sich um eine absichtliche und nicht um eine zufällige Veränderung der Druckplatte handelt.

DEUTSCHE POST IN MAROKKO, MiNr. 43 I bzw. MiNr. 44 II und 45 II

Eindeutig ausgeprägt, klar erkennbar und auch mit einer gewissen „Dramatik“ tritt der PF I der MiNr. 43 auf: „Spalt in „1“ links unterhalb des Anstrichs (Feld 9)“ heißt es dazu im MICHEL, wobei diese Beschreibung nur die halbe Wahrheit ist (Abb. 4). Dieser Aufdruck-Plattenfehler wird erstmals 2003 im Rundschreiben Nr. 86, S. 41 f. beschrieben, abgebildet und mit Feldangabe versehen. Herr Dr. Pauligk schreibt dazu ausführlich: „Der Plattenfehler befindet sich in der „1“. Diese weist einen tiefen Spalt auf, direkt unter dem Ansatz des Anstrichs beginnend und schräg nach rechts oben verlaufend. Bisher notierte ich diesen Plattenfehler achtmal bei der Friedemann-Type II/I (enger Abstand zwischen „M“ und „1“ / tiefstehende Wertangabe). An einem Randstück war zu erkennen, daß diese Beschädigung zu Feld 9 gehört. Später fand ich dieselbe Beschädigung auf drei Marken der Type II/II (enger Abstand ... / mittlere Stellung ...). Schließlich wurde mir eine Nr. 43 in der Type I/II (weiter Abstand ... / mittlere Stellung ...) vorgelegt, die in der „1“ denselben Spalt aufwies, außerdem aber einen langen Riß im linken „M“, der durch den schmalen Steg zwischen dem ersten und dem zweiten „Bein“ und durch die „Flamme“ in der Buchstabenmitte geht. Also genau in der Verlängerung des Spaltes in der „1“ liegt. Ganz offensichtlich sind diese beiden Plattenbeschädigung(en) gleichzeitig entstanden. Da ich nicht annehme, bei den früheren Feststellungen die Beschädigung des „M“ übersehen zu haben, ist folgender Schluß zu ziehen: Die erste Plattenbeschädigung betraf sowohl die „1“ wie auch das links davon stehende „M“. Sie war so bedeutend, beziehungsweise so auffällig, daß die Platte in der auf dem beschädigten Feld die Type I/II vorlag, gegen eine neue Platte ausgetauscht wurde. Dabei wurde die Logotype mit dem beschädigtem „M“ ausgesondert, während die Logotype mit der beschädigten „1“ weiterverwendet wurde, und zwar in den Konfigurationen der Type II/I und der Type II/II.“

Die drei (Platten-)Zustände dieses Aufdruckfehlers dürften den drei Auflagen entsprechen (Bogen ohne Hausauftragsnummer bzw. mit den HAN 4866 und 7293), trotzdem eine Zuordnung aufgrund des fehlenden Bogenmaterials nur teilweise möglich ist. Der erste Zustand (Riss im „M“ und Spalt in der „1“) müsste sich – sofern diese Auflage tatsächlich zuerst gedruckt wurde – im Bogen ohne HAN finden, der zweite Zustand (mit tief stehender Wertangabe) ist auf Feld 9 (HAN 7293) nachgewiesen.

Dem obigen Bericht fügte der damalige Redakteur Philipp Ruge noch eine interessante Anmerkung hinzu: „Wenn ich das mit den Logotypen richtig verstanden habe, wurden die Druckplatten für jede Auflage erneut aus den Logotypen zusammengesetzt. Da mir die Beschädigung im „M“ weniger markant erscheint, als die Beschädigung der „1“, würde ich sogar davon ausgehen, daß auch die beschädigte Logotype „Marocco“ weiterverwendet worden ist. Der Platz kann überall im Bogen sein, auch getrennt von der beschädigten „1“, sowohl links als auch rechts von der Wertangabe!“

Genau diese Vermutung kann mit zwei je vom Autor entdeckten Belegstücken nun nachgewiesen werden. Im Falle der MiNr. 44 ist sogar eine Feldbestimmung möglich: die beschriebene Beschädigung im „M“ der linken Inschrift „Marocco“ befindet sich auf einem linken, oberen Eckrand-Viererblock sowie auf einem Bogen ohne HAN auf Feld 6 (Abb. 5)! Derselbe Plattenfehler auf der MiNr. 45 liegt dagegen „nur“ in einem gebrauchten Einzelstück vor (Abb. 6) – auf einem Bogen mit HAN 7293 tritt er jedoch nicht auf.

Die verschiedenen Aufdruck-Zustände (bei der MiNr. 43) und die „Wanderung“ des Aufdruckfehlers auf andere Wertstufen belegen – wie die bereits von Friedemann festgestellte wechselnde bzw. je nach Auflage abweichende Verteilung der Aufdrucktypen – die „archivmäßige“ Behandlung der Druckplatten in der Reichsdruckerei. Der Fehler entstand vor oder während (dies ist noch ungeklärt) des ersten Drucks. Nach dessen Abschluss wurde die Aufdruck-Platte gesäubert, in die entsprechenden Druckklischee-Einheiten zerlegt und wieder im Archiv gelagert, bevor für den nächsten Druck derselben Wertstufe bzw. für den der anderen Wertstufen zu 2 und 5 Mark die Aufdruckplatte erneut zusammen gesetzt wurde. Eine Lagerung der kompletten Druckplatte kam aus Platz- und Organisationsgründen offensichtlich nicht in Frage.

Denkbar wäre jetzt – dies gilt insbesondere für die MiNr. 44 und 45 – noch das Vorkommen auf anderen Feldern – entsprechend den jeweiligen Auflagen. Ob allerdings dieser Fehler auch auf dem rechten Landesnamen aller drei MiNr. möglich ist, kann weder bejaht noch ausgeschlossen werden, da nicht bekannt ist, welche Größe die jeweiligen Abstandshalter des Aufdrucks besaßen und ob die linken den rechten Logotypen mit den Landesnamen größenmäßig entsprachen, also austauschbar waren.

MiNr. 44 I und 45 I
Auch beim zweiten Aufdruckfehler „Verzierungsschleife unten im „M“ von linkem „Marocco“ breit gebrochen“ (Abb. 7), der für die MiNr. 44 nach Hinweis des damaligen Prüfers Hoffmann-Giesecke bereits seit dem MICHEL-Spezial 1967/68 katalogisiert ist, liegen die Verhältnisse ähnlich. Auch hier existiert dieselbe Aufdruck-Abweichung auf einem anderen Wert: seit 2001 wird sie auch für die MiNr. 45 katalogisiert.
Der Fehler auf der MiNr. 44 ist für Feld 16 nachgewiesen – und tritt mit dem PF II (Riss im „M“) auf dem selben Bogen (ohne HAN) auf! Da der Plattenfehler bei der MiNr. 45 erstmals im Sommer 1907 auftritt, bei der MiNr. 44 nach bisherigen Feststellungen jedoch erst etwa zwei Jahre später, ist anzunehmen, dass der Fehler auch zuerst auf der MiNr. 45 auftritt (wie der PF II allerdings nicht auf dem Bogen mit HAN 7293). Aufgrund der wenigen Belegstücke gilt dies aber erst einmal nur vorläufig, denn das Vorkommen auf einem Bogen ohne HAN bei der MiNr. 44 legt durchaus ein früheres Auftreten nahe – wenn denn die Bogen ohne HAN tatsächlich zuerst und auch nur in einer Auflage gedruckt wurden.

Interessanterweise ist der Plattenfehler bei der MiNr. 45 auf zwei verschiedenen Aufdruck-Typen (nach Friedemann) nachgewiesen, was dafür spricht, dass die beschädigte Logotype auch hier in zwei Auflagen Verwendung fand und sie somit auch auf zwei verschiedenen Felder vorkommen muss.

DEUTSCHE POST IN DER TÜRKEI, MiNr. 44 I, 45 I und 47 I
Eine ähnliche „Wanderschaft“ kann für den Aufdruck-Plattenfehler „P von „Piaster“ oben abgeplattet“ nachgewiesen werden, auch wenn die Verhältnisse bei dieser Ausgabe nicht ganz so eindeutig sind, da es sich nicht um einen statischen, sondern um einen sich deutlich verändernden Aufdruck-Plattenfehler handelt, deren Entwicklungsstadien nur mehr oder weniger willkürlich abgegrenzt werden können. Der Plattenfehler ist ursprünglich für die MiNr. 47 nachgewiesen und seit 1980/81 katalogisiert, auf der MiNr. 44 wird er dagegen erst seit 2006 im MICHEL-Spezial geführt. Seit wenigen Monaten ist dieser Plattenfehler auch für die MiNr. 45 nachgewiesen.

Die Abb. 8 zeigt die verschiedenen Stadien dieser Abweichung, wobei der Aufdruck-Plattenfehler erst ab Abbildung 3 als solcher geprüft wird: Es muss nicht nur der kleine, mittig stehende Stummel abgebrochen, sondern auch der „Kopf“ des „P“ links und rechts davon leicht angeschliffen sein. Neben den ersten Entwicklungsstadien existieren noch weitere ähnliche Abweichungen, von denen man zurzeit aber noch nicht eindeutig sagen kann, in welchem Verhältnis sie zum PF I stehen (Abb. 9).

Als Ursache für den Plattenfehler kann eine leichte Schrägstellung des Klischees „Piaster“ durch unebenen Boden angenommen werden: der ständig erhöhte Druck auf den obersten und höher aus der Druckplatte heraus stehenden Punkt des Klischees führt dann zu einer langsamen, aber stetigen Abnutzung (der jetzige „Quantensprung“ zwischen PF-Stadium 4 und 5 ist zwar auffallend, diese Lücke dürfte aber weiteres Belegmaterial irgendwann schließen).

Nach Durchsicht von mehr als 40 Belegstücken dieses Plattenfehlers ist eine spezifische Verteilung erkennbar: während die MiNr. 44 im wesentlichen den Zustand 2 des Plattenfehlers zeigt, kommt der Plattenfehler auf der MiNr. 47 in den Zuständen 1 bis 3, meist aber im Zustand 4 vor. Die MiNr. 45 ist dem Autor bisher nur im Zustand 3 und – als einziges Belegstück für diesen Zustand überhaupt – im Zustand 5 bekannt (beide Stadien der MiNr. 45 zeigen dabei eine Entwertung vom 6.6.12!!). Dementsprechend muss der Plattenfehler im Laufe der fortschreitenden Abnutzung mehrfach zwischen den einzelnen Michel-Nrn. „gewandert“ sein. Nachgewiesen sind bisher für die MiNr. 44 das Feld 20 sowie für die MiNr. 47 das Feld 14 (Zustand 4).

Allerdings gibt es zwei Tatsachen, die dieser „zusammen fassenden“ Annahme widersprechen. Während der Plattenfehler auf der MiNr. 44 nur 1908 (FD: 03.12.07) auftritt, finden sich die ersten Verwendungen der MiNr. 47 I erst zwei Jahre später, das bisher bekannte Frühdatum (09.11.09) zeigt dabei bereits den Zustand 4! Auch wenn dies auf den ersten Blick verwirrend erscheint, könnte es noch mit einer unterschiedlichen Lagerung und Verteilung der Bogenbestände bei der Reichsdruckerei und den einzelnen Postämtern in der Türkei erklärt werden. Allerdings ist die Tatsache, dass der Aufdruck auf der MiNr. 44 leicht abweicht, kaum noch mit der These von nur einem beschädigten Klischee in Einklang zu bringen. Das „P“ der MiNr. 44 I zeigt sich im Gegensatz zum gleichen Stadium auf der MiNr. 47 deutlich ausgefranster – die beiden schon vorgestellten, abweichenden Entwicklungsstufen (Abb. 9) könnten dabei Vorstufen zur MiNr. 44 I darstellen. Des weiteren wird – vermutlich gegen Ende des Drucks – auch der i-Punkt, das „s“ sowie das „t“ des Aufdrucks in Mitleidenschaft gezogen (Abb. 10). Bei den auf diesen Zustand 2 folgenden Stadien der MiNr. 47 I finden sich diese Abweichungen aber nicht mehr (das betrifft zumindest die dem Autor bisher im Original vorgelegten Belegstücke, die meist kleineren Abbildungen von registrierten Werten lassen dagegen kaum nähere Aussagen über die Problematik zu). Interessanterweise zeigt das „späte“ Exemplar der MiNr. 45 I – abgesehen vom komplett fehlenden i-Punkt – ebenfalls ein stärker abgeschliffenes „st“.
Diese Feststellungen legen nahe, dass das „abgeplattete P“ in zwei voneinander unabhängigen Varianten entstanden sein muss. Die Frage allerdings, welche Zustände auf den jeweiligen Wertstufen zu welcher Variante gehören, wird wohl erst die zukünftige Forschung genauer beantworten können.

Die vorstehenden Ausführungen belegen einerseits sicher deutlich, welch eine akribische Untersuchung dieser oft nur minimalen Abweichungen notwendig ist, um zu einigermaßen belegbaren Aussagen zu kommen. Und andererseits – dies ist bereits am Anfang des Artikels betont worden – in welch engem Zusammenhang die Erforschung der Plattenfehler mit der Erforschung der Markenherstellung steht.

Es dürfte aber auch klar geworden sein, dass die obigen Feststellungen erst einmal nur eine Art „Zwischenbericht“ sein können. Erst durch weitere Belegstücke (vor allem mit Bogenfeld-Nachweis) können die oft nur vorsichtig geäußerten Thesen zu handfesteren Annahmen ausformuliert werden. Und im Idealfall führen diese dann zu weiteren Rückschlüssen auf den Herstellungsprozess bzw. die Druckvorgänge in der Reichsdruckerei.

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